Arbeiten bei Acker: Bei uns gibt es „Teilzeit“ gar nicht, nur „Zeit“

Wer meinen Newsletter abonniert hat, kennt Acker e.V. Dieser Verein ist einer der Stars meiner Teilzeitbörse und taucht oft mit seinen Stellenangeboten bei mir auf.

Die meisten ausgeschriebenen Jobs erfüllen genau die Kriterien, die ich mir für meinen Newsletter überlegt habe: gut bezahlt, interessante Tätigkeit und echte Teilzeitoption.

Deswegen ist es an der Zeit, dass ich die Arbeitskultur der Organisation auch mal bei mir auf dem Blog vorstelle. Dazu hat mir Jenny Mädel meine Fragen beantwortet.

Jenny arbeitet bei Acker im Team Mensch und Kultur und schätzt sowohl ihr Arbeitsumfeld als auch ihren freien Montag sehr.

80% eurer mehr als 180 Mitarbeitenden arbeiten in Teilzeit. Das ist ungewöhnlich hoch für eine Organisation dieser Größe. Wie kommt das?

Unser Ziel war nie explizit, eine Organisation mit überwiegend Teilzeitbeschäftigten zu sein. Unsere Priorität besteht darin, die besten und motiviertesten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere Mission zu gewinnen.

Wenn wir für eine Position die ideale Kandidatin oder den idealen Kandidaten gefunden haben, laden wir diese Person ein, ihr Arbeitszeitmodell weitgehend nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Viele unserer Teammitglieder haben Familien oder engagieren sich in anderen spannenden Projekten oder Initiativen. Je besser sie ihre Arbeit bei Acker damit vereinbaren können, desto zufriedener und ausgeglichener sind sie.

Für uns ist es tausendmal wertvoller, eine Stelle für 30 Stunden mit der richtigen (und zufriedenen) Person zu besetzen als für 40 Stunden mit einer nicht-ganz-so-passenden (und möglicherweise unzufriedenen) Person.

Selbstverständlich berücksichtigen wir dabei die Anforderungen des Teams und der Aufgabe, um einen angemessenen Rahmen festzulegen. In jedem Fall sind unsere Arbeitszeitmodelle flexibel. Wenn jemand zu einem späteren Zeitpunkt seine oder ihre Stunden erhöhen oder reduzieren möchte, finden wir immer eine Lösung, um dies zu ermöglichen.

Habt ihr auch Führungskräfte in Teilzeit? Was ist die Mindestanzahl an Stunden, bei der eine Leitungsfunktion aus eurer Sicht Sinn macht?

Selbstverständlich! 65 % unserer Führungskräfte arbeiten in Teilzeit.

Bezüglich der Mindestanzahl von Stunden, bei der wir eine Leitungsfunktion als sinnvoll erachten, haben wir bewusst keine feste Untergrenze festgelegt. Wir glauben an die Individualität der Bedürfnisse unserer Mitackernden und sind bestrebt, deren Arbeitsmodelle flexibel anzupassen.

Dennoch hat sich in der Praxis gezeigt, dass 30 Wochenstunden in den meisten Fällen eine solide Basis darstellen, um die Verantwortlichkeiten einer Führungskraft angemessen wahrzunehmen. Wir erkennen jedoch die Vielfalt der Lebenssituationen an, mit denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konfrontiert sein können.

Daher sind wir auch bereit, individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen. Wenn beispielsweise eine Führungskraft nach der Rückkehr aus der Elternzeit oder aus anderen Gründen eine geringere Stundenanzahl wünscht, unterstützen wir nach Möglichkeit diesen Wunsch.

Unser Ziel ist es, eine gesunde Balance zwischen den individuellen Bedürfnissen unserer Teammitglieder und den Anforderungen unserer Organisation zu finden.

Was sind die Chancen für euch als Organisation, wenn so viele Menschen in Teilzeit arbeiten?

Zum einen öffnet uns dies die Türen für talentierte Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine Vollzeitstelle in Betracht ziehen. Wir wollen die Besten für unsere Mission, und manchmal sind die Besten eben jene, die ihre Arbeit in Teilzeit verrichten möchten. Flexibilität bei den Arbeitszeiten kann ein echter Magnet für die klügsten Köpfe sein.

Zum anderen tragen wir damit zu einer höheren Gesamtzufriedenheit unserer Mitarbeitenden bei. Indem wir ihnen ermöglichen, Arbeit und Leben besser miteinander zu vereinbaren, fördern wir ein positives Arbeitsumfeld. Und das wirkt sich natürlich auch auf unser Miteinander und die Motivation aus.

Was sind die Herausforderungen einer so hohen Teilzeitquote?

Terminfindungen! Da ist man manchmal schon ordentlich am Puzzlen: Person A hat montags frei, Person B den Freitag und Person C arbeitet jeden Tag bis 14:30 Uhr. Das ist definitiv eine Herausforderung.

Umso wichtiger ist es, sich bei jedem Meeting genau zu überlegen, welches Ziel damit erreicht werden soll und wer unbedingt dabei sein muss. Ein wertschätzender und sorgsamer Umgang mit der Zeit der Kolleg*innen ist für uns essenziell.

Was ist wichtig, um für Menschen, die höchstens 32 Stunden pro Woche arbeiten können oder wollen, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein?

Viele Menschen kennen aus eher konservativen Arbeitsverhältnissen das gängige Muster: Teilzeit wird grundsätzlich abgelehnt, oder wenn genehmigt, muss dies ausführlich begründet werden. In einigen Fällen werden Teilzeitkräfte anders behandelt und in den Arbeitsprozess weniger integriert als Vollzeitmitarbeitende.

Es sollte selbstverständlich sein, dass Teilzeitbeschäftigte den gleichen Stellenwert, das gleiche Mitspracherecht und die gleichen Chancen für berufliche Entwicklung haben wie Menschen, die Vollzeit arbeiten. Meiner Ansicht nach zeichnet einen attraktiven Arbeitgeber aus, dass er den Wert eines Mitarbeitenden nicht anhand der geleisteten Arbeitsstunden bemisst.

Bei uns gibt es das Label „Teilzeit“ eigentlich gar nicht, wenn ich darüber nachdenke. Nur „Zeit“ 😊

Wie stehst du zur 4-Tage-Woche?

Das Konzept der 4-Tage-Woche zielt darauf ab, die Arbeitszeit für alle Mitarbeitenden von 5 auf 4 Tage zu reduzieren, bei gleichbleibendem Gehalt. In einem Unternehmen, das Vollzeit als Standard führt, würde ich als Arbeitnehmerin dieses Konzept definitiv befürworten. Studien zeigen, dass die 4-Tage-Woche für Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber gleichermaßen Vorteile bieten kann.

Persönlich schätze ich die Freiheit, die Anzahl meiner Arbeitstage und -stunden selbst wählen zu können, solange dies mit angemessener und fairer Entlohnung einhergeht.


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